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The Leftover Company | „Die Herausforderung liegt in der Akzeptanz der Händler“

The Leftover Company | „Die Herausforderung liegt in der Akzeptanz der Händler“

Neben der Luxusstrickmarke Warm Me hat Mitgründerin Theresa Steinbacher The Leftover Company gegründet. Der Name ist Programm: Alles besteht aus übriggebliebenem Cashmere-Garn.

Text: Petrina Engelke. Fotos: The Leftover Company

Theresa, wie ist The Leftover Company entstanden. Ist das ein Satellit von Warm Me?

Momentan beziehen wir die Reste aus unserer eigenen Produktion, es ist die wilde Schwester von Warm Me, wenn man so will. Dort haben wir uns lange gefragt, was wir mit den Restgarnen machen sollen. Unsere Partner in Kathmandu, mit denen wir seit Jahren arbeiten, nutzen sie seit jeher für den lokalen Markt. Die Idee, dass jedes so hergestellte Teil einzigartig ist und sozusagen ein zweites Leben bekommt, hat mich vor anderthalb Jahren dazu bewegt, eine eigene Marke zu schaffen. Anfangs war sie in der Warm-Me-Kollektion integriert, hat dort jedoch kaum Aufmerksamkeit bekommen. Die Geschichte brauchte also eine eigene Bühne.

Welche Art Reste entstehen denn bei Cashmere-Strickware?

Es gibt Ausschuss während der Produktion, Garnspulenreste und Farbspulenreste, also Garn in Farbtönen, die aus dem Sortiment genommen wurden. Hinzu kommen fehlerhafte Teile, die wieder aufgetrennt werden.

Wie wirkt es sich auf das Design aus, nicht mit regulärer Wolle, sondern mit Überbleibseln zu arbeiten?

Das ist sehr spannend, denn das Credo dabei heißt: Imperfektion ist die neue Perfektion. Die Idee an sich prägt das Design von der Farbe bis zum Strickmuster. Langfristig planen wir, neben unseren eigenen auch die Reste aus anderen Strickproduktionen in Nepal zu nutzen, und vielleicht auch andere Garne außer Cashmere. Die Lager in den Produktionsländern sind voll von Deadstock, unsere Ideen grenzenlos.

Was bringt die Verwertung von Resten aus geschäftlicher Sicht?

Wir können aus einem sonst nicht verwendeten Garn ein neues Produkt erstellen. Das Hauptanliegen ist sicherlich, keine Ressourcen zu verschwenden, gerade bei einem Garn, das sowieso sehr limitiert ist. Außerdem sichert es Arbeitsplätze in der Produktion.

Was wäre nötig, um Resteverwertung bei Strickwaren im großen Stil aufzuziehen?

Für uns liegt die Herausforderung nicht in der Herstellung, da wir ja auf Handstrickmaschinen produzieren und daher individuell arbeiten können. Die Herausforderung liegt in der Akzeptanz bei den Händlern, das war anfangs auch für uns schwierig. Diese Strickwaren lassen sich eben nicht nach „Strich und Faden“ bestellen, sondern sie sind am Ende eine kleine Überraschung. Ich bin davon überzeugt, dass der Endverbraucher in dieser Hinsicht schon viel weiter ist: Der Secondhand-Markt boomt ebenso wie die Idee, „one of a kind“ zu kaufen.

Wo siehst du die Grenzen dieses Ansatzes?

Ich glaube, der Ausgangspunkt ist für alle Hersteller derselbe: Restgarne und -stoffe, Restposten gibt es genug. Bleibt die Frage nach der Produktionsweise. Da hat es eine kleine Marke mit handgefertigten Produkten sicher leichter.

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