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Julia Körner | „Mode ist Architektur im kleinsten Maßstab“

Julia Körner | „Mode ist Architektur im kleinsten Maßstab“

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Ihre Designs erreichten über den Laufsteg der Pariser Modewoche hinaus große Bekanntheit. Julia Körners 3D-gedruckte Kleider reisen durch die Museen der Welt und mit einer Krone und einem Schulterteil half sie der Kostümbildnerin Ruth Carter, einen Oscar für „Black Panther“ zu gewinnen. Körner ist jedoch keine Modedesignerin, sondern Architektin. Den Weg ins Herz ihrer ersten großen Liebe, der Mode, ebnete sich die Österreicherin mit ihrer Obsession für den 3D-Druck.

Interview: Petrina Engelke. Fotos: Julia Körner

Frau Körner, wie kann Architektur die Mode verbessern?

Zu Beginn meiner Zusammenarbeit mit Modedesignern wie Iris van Herpen brachte ich Fähigkeiten mit, die andere in der Modeindustrie nicht hatten und haben. Mode ist für mich Architektur im kleinsten Maßstab, denn mit Kleidung schaffen wir einen unmittelbaren Raum um unseren Körper herum. Mit meinem gestalterischen Können in diesem dreidimensionalen Raum helfe ich, die Ideen anderer Designer zu erweitern. Meist habe ich mit dem äußerst fortschrittlichen Haute-Couture-Bereich zu tun, wo Marken Neuerungen einführen, neue Materialien und Textilherstellungstechniken testen und auch neue Technologien anwenden.

Sie arbeiten mit einem Architekturverfahren, der die Modeproduktion revolutionieren könnte. Können Sie uns parametrisches Design erklären?

Beim parametrischen Design verwendet man Software, mit der man einen Code programmiert, in dem sich die Parameter ganz einfach ändern lassen. Wendet man ihn auf ein 3D-Design an und ändert die Parameter, passt sich die Form automatisch an verschiedene Größen, Proportionen, Farben und so weiter an. Man hat im Prinzip die Varianten in der Hand. Zum Beispiel kann man damit ein Design mit den Maßen aus einem Bodyscan so angleichen, dass es perfekt passt. Oder man nutzt dies für kundenindividuelle Massenproduktion.

Was würden Sie gern anfangen, wenn Zeit und Geld keine Rolle spielten?

Ich nehme in Linz am von der Europäischen Kommission finanzierten Forschungsprojekt Re-Fream teil, bei dem wir die Modeproduktion neu denken. Hätte ich Zeit und unbegrenzte Mittel, würde ich mir ein mittelgroßes Labor mit viel Technologie wie etwa verschiedenen 3D-Druckern wünschen. Ich würde gern erforschen, wie sich damit größere Mengen produzieren und damit diese Designs für Verbraucher zugänglicher machen lassen.

Was wäre nötig, damit es 3D-gedruckte Unikate für alle gäbe?

Derzeit ist das Verfahren ziemlich teuer und die Produktionskosten sind noch sehr hoch, vielleicht wegen der geringen Nachfrage. Um den Preis herunterzuschrauben, könnte man den Anteil an 3D-Druck reduzieren. In meiner Iceland-Kollektion habe ich 3D-Druck mit Materialien wie Leder kombiniert, und die 3D-Druck-Firma Stratasys hat mich an Bord geholt, um für eine Kollektion für das Philadelphia Museum of Art direkt auf Stoff zu drucken. Allerdings kann man mit dieser Technik nicht mit dem Tempo der Mode mithalten. Andererseits glaube ich daran sowieso nicht. Ich setze auf Teile, die man sehr lange behält, die einzigartig sind, sorgfältig konstruiert, aber auch sehr langlebig.

www.juliakoerner.com

Julia_Körner

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