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„Ich wünsche mir eine möglichst gebündelte Orderzeit“ | Wiebke Clef, glore Hamburg

„Ich wünsche mir eine möglichst gebündelte Orderzeit“ | Wiebke Clef, glore Hamburg

Wiebke Clef | sip 2.20
Wiebke Clef betreibt den glore Laden in Hamburg. Die Messe als Plattform für Neuentdeckungen? Hat der Unternehmerin nicht gefehlt, allerdings als Ort des Austauschs und Überblicks. Positiv findet Wiebke Clef, dass sich einige nachhaltige Brands oder Agenturen zusammengetan haben. „Von diesen Initiativen gerne mehr“, so die Händlerin. Im Interview mit style in progress erzählt Wiebke Clef, warum sie die physische Order bevorzugt und was sie skeptisch macht, dass ein neues Timing selbst in der nachhaltigen Mode möglich ist.
Die erste messefreie Saison, wie hast Du es organisiert – mit Showroom-Terminen oder digitale Order?

Wir in Hamburg haben das Glück, dass die meisten Marken in den Showrooms zu sehen sind oder waren. Die Sachen vor Ort anzusehen habe ich auch gerne genutzt, eine rein digitale Order hätte ich schwierig gefunden, weil es oft auf Qualitäten ankommt. Ich habe nur zwei Marken, die ich über den online Showroom machen werde, das habe ich aber vorher auch schon gemacht.

Was fehlt denn in dieser Saison am meisten?

Für Neuentdeckungen fehlt mir die Messe eher weniger, weil das die letzten Jahre auch nicht so der Fall war. Wir haben selten neue Brands entdeckt, die wir total gefeiert haben. Wenn, dann passiert so etwas eher in der Saison, hauptsächlich über online-Quellen. Mir geht es bei der Messe tatsächlich mehr um das Miteinander und den Austausch, das Drumherum, den ersten allgemeinen Eindruck und Überblick – und all das fehlt schon.

Die Terminsituation war eher unübersichtlich, wie beurteilst Du die Orderzeiten und was wünschst Du Dir für die nächste Saison?

Ich wünsche mir, dass besser kommuniziert wird, wer wann wo ist. Was mir sehr gefallen hat, war, wenn sich ein paar Brands oder Agenturen zusammengetan haben und gemeinsam ausgestellt haben. Das war ein gutes Zusammenspiel, ich fand es toll und sinnvoll für alle Beteiligten Kapazitäten, Showrooms und so weiter zu bündeln. Gerne mehr solcher Inititativen, dass ein regerer Austausch da ist und es ein Miteinander wird. Und nicht dieses Rennen darum, wer der schnellste ist und es schafft, die Kollektion möglichst früh fertig zu haben und zeigen zu können, um das größte Budget einzufangen.

Stimmt, von der anfangs propagierten Entschleunigung war irgendwann nicht mehr viel übrig.

Ja, das war tatsächlich absurd, dass erst so danach geschrien wurde und sich dann nichts verändert hat. Ich sehe das tatsächlich skeptisch: Wenn sich am Rhythmus etwas ändern sollte, braucht das viel Zeit, weil alle an den alten Rhythmus gewöhnt sind. Das merke ich ehrlich gesagt bei mir auch, ich fand das Timing in dieser Saison gut, Ende August bin ich mit meiner Order durch. Wäre alles in den September gerutscht, wäre das für mich aber genauso in Ordnung gewesen, schwierig finde ich nur, wenn es gestückelt ist. Wenn die einen früh dran sind und die anderen erst sechs Wochen später ist es für mich schwierig, in diesen Orderhythmus zu kommen. Bei den ersten Terminen muss man sich erst wieder eingrooven und nach ein paar Terminen ist man wieder auf Einkaufs-Kurs. Als Händlerin wünsche ich mir also eine möglichst zusammenhängende Orderzeit.

Ist die neue Terminordnung also ein Traum?

Ich finde es gut und unterstützenswert, wenn sich Marken hinsichtlich des Timings neu aufstellen. Für uns Einkäufer macht es das aber schwierig – und das sage ich, die wir bei glore aus einem Bereich kommen, der sich darüber vielleicht ein bisschen mehr Gedanken macht und neue Ideen sehr begrüßt. Aber ich bin überzeugt, dass es auf allen Seiten Zeit braucht. Wenn ein Label anfängt, nicht mehr saisonal zu arbeiten und nicht mehr so stark auf Vororder zu setzen, dann brauche ich auch eine Weile, bis ich verstanden habe, mir Budget zurückzuhalten für das, was später kommt.

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