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Marfa Stance | „Jahreszeiten? Sind obsolet“

Marfa Stance | „Jahreszeiten? Sind obsolet“

Eine Jacke wie ein Legobausatz: Bei Marfa Stance baut man aus Einzelteilen seine Jacke. Gründerin Georgia Dant schafft damit eine neue Form der Nachhaltigkeit und stellt modernen Konsum in Frage.

Interview: Martina Müllner. Text: Veronika Zangl.
Fotos: Joshua Tarn, Marfa Stance

Marfa Stance ist eine Jacke, die im Bausatzprinzip immer erweitert werden kann. Klappt eine solche Philosophie auch mit Händlern?

Das ist eine Herausforderung, daher machen wir den allergrößten Anteil unserer Verkäufe auf unserer Website. Im Einzelhandel sind wir dennoch präsent, haben Jacken vorkonfiguriert, weil wir verstehen, dass es zu kompliziert ist, all die Einzelteile bereitzuhalten. Unser Ansatz sind daher Trunk Shows, bei denen wir selbst mit Kommisionsware vor Ort sind – die Kunden lieben das. Aus der Interaktion mit unserem Team und zwischen Kundinnen entsteht eine nette Atmosphäre, man inspiriert sich gegenseitig.

Gibt es diese Trunk Shows ausschließlich bei Händlern?

Nein, und das ist tatsächlich sehr bezaubernd. Wir haben viele Kundinnen, die solche Fans geworden sind, dass sie private Dinner für uns hosten.

Schöner kann man nicht empfohlen werden.

Ja, das berührt mich sehr. Marfa Stance ist für seine Trägerinnen ein Insider-Ding geworden, ein Geheimtipp, den man gerne mit seiner Community teilt.

Passen in diese Community auch die Händler und E-Tailer?

Viel von dieser Begeisterung kommt für mich sehr überraschend. Wir haben Marfa Stance kurz vor der Pandemie lanciert, über Instagram und unsere Website. Dass so viele richtige Menschen auf uns reflektiert haben, erkläre ich mir aus aus unserer Bildsprache und dem Live-Gehen in der Pandemie. Damals hatten die Menschen Zeit, unserem Konzept viel Aufmerksamkeit zu widmen. Auch unsere Philosophie hat damals den idealen Boden gefunden – und diese Community trägt uns bis heute.

Made in Italy ist ein zentraler Wert von Marfa Stance. Weshalb?

Ich liebe den natürlichen Sinn der Italiener für Schönheit und Design, ihr unermüdliches Streben, es immer so ästhetisch wie möglich zu machen. So etwas kann man niemandem beibringen. Ich möchte die italienische Handwerkskunst unterstützen, die eine Lebensart ist! So kann das Erbe weiterleben.

Ganzjährige Tragbarkeit ist eine wichtige USP der Jacken. Gibt es noch Jahreszeiten?

Das Prinzip der dicken Winterjacke halte ich für obsolet. Unsere Kunden reisen global und wollen nicht fünf Mäntel für fünf Klimazonen einpacken. Ein Teil, dass sich anpasst, ist da ein echter Problemlöser. Durch unsere ausknöpfbaren Futter, Krägen, Kapuzen und Extralayers können wir das sein.

Abschließende Frage: Warum das Engagement für Frauendinge?

Eigentlich ist für mich das Geschlecht zweitrangig, auch wenn wir ein fast reines Frauenteam sind. Aber ich agiere als Unternehmerin in einer sehr männerdominierten Welt. Da entsteht auch ein Auftrag, ich möchte zeigen, was Frauen leisten können.

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