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Aura | So funktioniert ein kollektives Hirn

Aura | So funktioniert ein kollektives Hirn

Aura | style in progress
Mit der Non-Profit-Organisation Aura haben sich die Unternehmen Cartier, Richemont, LVMH und die Prada Group ihr eigenes Kompetenzzentrum erschaffen. Entstanden auf neutralem Boden, dient der gemeinsame Dienstleister nicht nur der Entwicklung neuer Softwarelösungen für die digitale Zertifizierung. Aura ist auch Thinktank und Innovationsplattform für komplexe Technologien und Fragestellungen. Ein Leuchtturmprojekt unter der Leitung von Daniela Ott, das nach drei Jahren Entwicklung 2021 live ging.

Text: Isabel Faiss. Fotos: Aura

Blockchain ist einer der Begriffe, der nur Insidern ein klares Bild liefert. Was genau macht also Aura?

Aura ist ein Blockchain-Konsortium, das auf Non-Profit-Basis als gemeinnütziger Verein mit Hauptsitz in Genf von Cartier, Richemont, LVMH und der Prada Group gegründet wurde. Wir agieren wie eine Softwarecompany, die Blockchain-basierte Lösungen in Form von digitalen Zertifikaten und digitalen Zwillingen für analoge Produkte liefert. Darüber hinaus bieten wir auch verschiedene Applikationen für unsere Marken, um leichter Informationen aus der Blockchain zu gewinnen oder sie in die eigene Markenwebsite zu integrieren.

Wie macht Aura mit dieser Technologie die Modeindustrie und die Welt besser?

Ganz konkret gibt es drei Punkte, in denen Aura die Welt tatsächlich besser macht. Der wichtigste ist sicherlich die Nachhaltigkeit, die wir über die Transparenz und Nachverfolgbarkeit vom Rohstoff bis hin zum fertigen Produkt bieten. Damit geben wir dem Verbraucher ein sehr wertvolles Tool in die Hand und rücken ihn ins Zentrum. Denn die Informationen über die gesamte Lieferkette sind auf der Blockchain gespeichert und Marken können auch nach dem Kauf über sie Services anbieten. Dafür muss Blockchain extrem easy sein, woran wir jeden Tag arbeiten. Alle Informationen, die wir über RFID-Codes, Chips, invisible Inc oder AI Imaging als Tag an einem Produkt anbringen, liefern eine wertvolle Basis für Bereiche wie Recycling, Schutz vor Plagiaten und Reparatur oder Instandhaltung. Der Secondhandmarkt spielt im Luxusgüterbereich eine große Rolle und Blockchain liefert die Sicherheit für diesen Markt. Auch die Kreislaufwirtschaft wird enorm davon profitieren, wenn die Echtheit eines Produktes mitsamt seiner Vergangenheit abrufbar ist. Es wird den gesamten Resale-Markt revolutionieren, wenn man das digitale Zertifikat eines Produktes auf seinem Handy hat, man die Funktion „verkaufen“ wählt und direkt mit den entsprechenden Marketplaces verbunden wird, die dann alle Informationen des Produktes automatisch übernehmen. Das macht die gesamte Abwicklung so viel sicherer und einfacher. Für all diese Themen erarbeiten wir in Komitees gemeinsam mit unseren Kunden zielgerichtete Lösungen.

Als Technologie-Hub ist ihnen etwas gelungen, was an anderer Stelle unmöglich erscheint: die Zusammenarbeit von Konkurrenten zum Wohle aller. Im Luxussegment! Welche Argumente haben das möglich gemacht?

Als Luxusmarken haben alle die gleichen Herausforderungen zu meistern. Neu entwickelte digitale Lösungen werden durch unsere Schnittstelle im Konsortium nicht nur für alle günstiger, viel wichtiger ist auch, dass die Marken untereinander voneinander lernen. Das ist der größte Vorteil der Non-Profit-Struktur, weil wir nicht den maximalen Gewinn, sondern das gemeinsame Ziel haben, neue Technologien für alle maximal einfach zugänglich zu machen. Würde beim Thema Blockchain jeder selbst loslaufen und eigene Lösungen entwickeln, wäre es ineffizient und würde keine Standards setzen. Unser Slogan lautet „Competitors collaborate for the greater good“ – was in unserem Fall der Planet und der Konsument ist.

Im Frühjahr 2022 stellen sie eine NFT Marketplace Solution vor?

Anders als öffentliche Blockchains wie Bitcoin sind wir privat geführt und haben volle Transparenz und Entscheidung darüber, wer Zugang zu Informationen auf unserer selbst gebauten Blockchain bekommt. Das ist nachhaltiger und sicherer. Schon jetzt haben wir jedes Jahr Millionen NFTs als digitale Zertifikate generiert, die in unserem Fall immer zu einem physischen Produkt verlinkt sind. Damit sind es keine NFTs, wie man sie von Crypto Punk und dem spekulativ getriebenen Kunstmarkt kennt. Uns geht es vielmehr darum, unsere Marken von Anfang an mit der entsprechenden Technologie darin zu unterstützen, NFTs langfristig auch als rein digitales Produkt oder Verlinkung von physikalischem und digitalem Produkt in ihre Produktstrategie zu integrieren. Für manche wird das in zehn, 15 oder 20 Jahren sein, für andere nächstes Jahr.

Wie viel Power steckt tatsächlich im Thema NFT?

Die Idee dahinter macht einfach Sinn. Man kauft sich das NFT in einem Onlineshop, kann es am Alterego im Metaverse sofort „tragen“, es in seinen digitalen Kleiderschrank hängen und bekommt auf Bestellung das physische Produkt, das eigens produziert wurde. Ich merke an meinen Kindern, wie fließend die Grenzen zwischen real und digital geworden sind. Digitale Assets sprechen nicht nur Digital Natives an, das ist nicht nur ein Thema für Gamer und Sammler. NFTs als Tool für digitale Nachverfolgbarkeit und Zertifizierung wird das physische Produkt im ersten Schritt nicht ersetzten, bringt aber einen enormen Grad an Professionalisierung und Sicherheit in das Luxussegment. NFTs als rein virtuelle Assets sind der Next Step, wo der Kreativität und dem Spaßfaktor keine Grenzen mehr gesetzt sind.

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