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„Wir brauchen Einigkeit“

„Wir brauchen Einigkeit“

Damir Prins-Juric, Henk Prins
Damir Prins-Juric betreibt gemeinsam mit Henk Prins die Agentur Prins-Juric GmbH. Mit vier Showrooms in Deutschland vertreten die beiden Marken wie Penn & Ink N.Y., Devotion Twins, Fabienne Chapot, Beatrice B. oder Johnny Was. Mit style in progress hat Damir Prins-Juric darüber gesprochen, wie eine Ordersaison ohne Messe funktionieren kann.
Damir, wir werden vor Anfang September keine Messe besuchen. Wie wird die Order dann funktionieren?

„Um endgültige Klarheit zu haben, braucht es noch 4-5 Wochen Zeit, denn im Moment höre ich von unseren Marken, dass die Musterfertigung wieder anlaufen könnte, aber die Stoffe noch nicht geliefert wurden.“

Jetzt sind Fashion Net und Gallery vorgeprescht mit zwei unterschiedlichen Terminen, was auch verwirrend ist. Anfang August oder Anfang September?

„Als Agentur können aus heutiger Sicht noch nicht sagen, was klappen wird, denn ohne Muster keine Order. Fakt ist aber: Kein Händler wird zweimal nach Düsseldorf kommen.“

Die Showrooms werden Dreh- und Angelpunkt dieser Saison sein. Müssen die Orderzeiten nicht viel länger werden, damit man alle Sicherheits- und Hygienestandards einhalten kann?

„Definitiv. Unser Plan ist im Moment, dass wir jedem Kunden zweieinhalb Stunden einräumen wollen, eine halbe Stunde sichten, danach ordern. Je Showroom schaffen wir so 20 Kunden an einem Tag. Außerdem müssen wir uns fragen, wie der Kunde die Orientierung findet, die ihm normalerweise eine Messe bietet. Wir können ja nicht verlangen, dass unsere Kunden ab der Landung in Düsseldorf durchgehend ordern. Meines Erachtens brauchen wir in Düsseldorf ein bis zwei Tage, in denen die Showrooms nur zur Sichtung offen sind, erst dann darf geordert werden. Aber: „Ich schau nur mal schnell“ und Ordertermine parallel, das klappt nicht. Und wir brauchen absolute Verbindlichkeit auf allen Seiten – Termine absagen oder kurzfristig verschieben ist in dieser Orderrunde ein Problem.“

Welchen Eindruck hattest Du generell vom Krisenmanagement unserer Branche?

„Die vergangenen Wochen haben mit gezeigt, dass es „die Branche“ eigentlich nicht gibt. Ein kleiner Einzelhändler hat völlig andere Interessen als ein großer Player, als ein Onliner oder gar ein Vertikaler. Deshalb ist es auch so schwer, die Interessen der Modebranche gegenüber der Politik zu äußern. Wir haben keine gemeinsame Stimmlage, also auch keine gemeinsame Lobby.

Toll war, dass viele Händler, die eine enge Bindung zu ihren Kunden haben, den Shutdown erstaunlich gut gemeistert haben. Begeistert hat mich das viele Unternehmertum. Die allermeisten haben tatsächlich etwas unternommen – ob Instagram, Home-Delivery, Private Shopping, da war viel Initiative, aber vor allem viel Liebe zu sehen.“

Ist Liebe auch das Argument, warum online nicht der alleinige Gewinner der Krise sein wird?

„Absolut, die unabhängigen Läden bieten das beste Modeerlebnis, das man haben kann. Ich habe mit vielen Kunden telefoniert, die extrem gerührt sind, wie sehr ihre Kunden sie unterstützt haben. Dass diese Localheros jetzt so viel zurückbekommen und so viel Wertschätzung erleben, ist die schönste Seite dieser Krise. Es ist schön zu sehen, dass sich diese enorme Liebe, die alle Inhaber in ihre Läden stecken, bezahlt macht.“

Gilt das auch für euch Agenturen?

„Ich denke ja. Wir haben bereits Nachbestellungen! Ich habe den Eindruck, dass die Schwarzmaler nicht Recht hatten, was den Modekonsum nach der Krise betrifft. Dafür sind wir sehr dankbar.“

Es gab immer wieder Aufrufe, die aktuelle Ware bis in den Spätsommer nicht zu reduzieren. Wie seht ihr das?

„Wir können und wollen darüber nicht urteilen, wann ein Händler Rabatte bietet. Ich halte jetzt zu reduzieren für eine Panikaktion, die nicht zu Ende gedacht ist: Die Auslieferungen der Herbst-/Winterkollektion wird sich bei vielen um einen Monat nach hinten verschieben. Wer jetzt alles abverkauft, wird im Juni/Juli einen leeren Laden haben.“

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