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#realitycheck von Stephan Huber | Bewusst, nicht bewusstlos!

#realitycheck von Stephan Huber | Bewusst, nicht bewusstlos!

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Nicht der Konsum ist das Problem, sondern das Konsumverhalten.

Für Propheten, falsche wie wohlmeinende, war eine Plage biblischen Ausmaßes schon immer fruchtbarer Nährboden. Wir werden aktuell regelrecht überflutet von halbwissenschaftlichen oder ideologisch basierten Szenarien, wie die Post-Covid19-Welt doch nicht aussehen wird.

Die Aussichten reichen von horriblen Dystopien bis zu scheinbar paradiesisch anmutenden Visionen einer durch geläuterte Menschen neu errichteten Weltgemeinschaft. Nun…viele haben aktuell eben auch viel Zeit. Und dass die Welt des Corona-Aftermath eine andere sein wird, ist keine besonders originelle Vorhersage. Zu offensichtlich sind die systemischen Verwerfungen, die aktuell, reichlich gnadenlos in grelles Licht getaucht, nicht mehr ausgeblendet werden können.

All jenen, die aktuell von einer Überwindung der Konsumgesellschaft träumen und das Ende der Marktwirtschaft heraufbeschwören, sei aber mit aller Deutlichkeit folgendes entgegengehalten:

Ohne Konsum ist alles nichts! Nicht zuletzt oder sogar vor allem das haben uns die letzten Wochen schmerzhaft gelehrt. Wenn kaum oder überhaupt kein Konsum möglich ist, dann gerät eine Gesellschaft schnell an den Rand des Kollaps. Nur Konsum ermöglicht die Finanzierung eines Sozial- und Gesundheitssystems. Konsum ist der Motor der Innovation und letztlich auch das wichtigste Instrument der globalen Armutsbekämpfung. Um den Bogen mal wirklich weit zu spannen.

Aber war es nicht gerade der Konsum, der so viele der weltweiten, von Corona aktuell entweder überdeckten oder aber auch zusätzlich befeuert Probleme wesentlich erst ausgelöst hat? Zu viel CO2 in der Atmosphäre  und Plastik in den Weltmeeren, jährlich Millionen Tonnen vom textilem Müll auf den Deponien, Hunderte Millionen in prekären Arbeitsverhältnissen…die Liste würde sehr lange, würde ich fortfahren. Ja, das alles sind letztlich Kollateralschäden menschlichen Konsumverhaltens. Und genau das ist der feine Unterschied. Das T-Shirt als Einwegartikel, der Mallorca-Flug um 39 Euro, die Erwartungshaltung, im Internet müsse eigentlich alles gratis sein…oder umsonst. Das alles entspringt dem selben Ungeist.

Wenn nun also (hoffentlich) bald, in Österreich schrittweise ab der nächsten Woche, die Geschäfte wieder öffnen, in weiterer Folge die Restaurants, die Freibäder, die Museen, die Kulturbetriebe, die Fußballstadien, wenn es dann auch wieder möglich sein wird zu reisen, dann ist das für jeden einzelnen von uns die Chance, künftig nicht mehr bewusstlos sondern eben bewusst zu konsumieren. Und: Wer sich das (berechtigt) von seinen Kunden wünscht, sollte sich auch selbst als Kunde, also als Konsument so verhalten!

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