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Stephan Huber | I still believe…

Stephan Huber | I still believe…

Stephan Huber

Zugegeben, aktuell braucht man schon ein wirklich sonniges Gemüt, um bei Laune zu bleiben. Schleppender Impffortschritt (freundlich formuliert), völlig verwirrender Zick-Zack-Kurs bezüglich der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie (SEHR freundlich formuliert) sowie eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft beziehungsweise Stärkung radikaler Lager mit unverhohlen antidemokratischen Tendenzen…

Nicht unbedingt das Substrat, aus dem gesamtgesellschaftliche Zuversicht und Aufbruchsstimmung erblühen. Wenn also insbesondere im Handel viele langsam aber sicher auch an ihre emotionalen Grenzen stossen, dann habe ich dafür tiefes Verständnis. Angesichts eines de facto Berufsverbotes und des gleichzeitig wirklich erschreckenden fehlenden Problembewusstseins der Politik. Die missversteht sowohl die unmittelbaren wie auch potentiell langfristigen Folgen, da sie das sensible Ökosystem nicht begreift, in dem Handel eine so viel wichtigere Rolle spielt als die eines Versorgers mit Gütern.
Handel ist der Kitt, der die Städte zusammenhält, das habe ich vor über 10 Jahren schon geschrieben. Es gilt unvermindert oder mehr denn je.

Meine auch in der aktuellen Ausgabe von style in progress geäußerte Zuversicht ist dennoch alles andere als trotziges Pfeifen im Walde. Denn selbstverständlich werden wir dieses Virus in den Griff bekommen. Und wenn wir dann im doppelten Sinne wieder eine offene Gesellschaft sind, dann werden parallel zwei sich nur scheinbar widersprechende gesellschaftliche Strömungen ihre Wirkung entfalten: Eine neue, lustvolle Extrovertiertheit, also logische Gegenreaktion auf die teils doch heftigen Einschränkungen der vielleicht schon als viel zu selbstverständlich empfundenen Freiheit. Sowie ein wesentlich bewussterer Konsum, nicht nur im Sinne einer hoffentlich zunehmend verantwortungsvolleren Modeindustrie, sondern vor allem auch im Sinne von Mode als durchaus positiv hedonistisches „Investment in Hapiness“. Von beidem werden die vielen, vielen Händlerinnen und Händler massiv profitieren, die in diesen so außergewöhnlichen Monaten große Anstrengungen unternommen haben, um ihre Unternehmen weiterzuentwickeln und in die Zukunft zu führen.

Wird es wieder wie zuvor? Nein! Und das ist auch gut so. Denn der Zustand unserer Branche, die öffentliche Wahrnehmung von Mode wahlweise als Einwegartikel, Ressourcenvernichter oder abgehobenes Kasperltheater war ohnehin alles andere als wünschenswert… und nicht ausschließlich unverdient.

Ist das ein Durchhalteappell? Ja…auch! Aber Land ist in Sicht. Und zwar mit freiem Auge!

Viele von Euch hätte ich diese Wochen wohl persönlich getroffen. Das fehlt mir sehr. Die Gespräche fehlen mir, der direkte Austausch, es wird großartig sein, wenn wir das zurückbekommen.

PS: Es gibt im Fussball oft ganz schreckliche Spiele, noch schrecklichere Schiedsrichter, die allerschrecklichsten Reporterfragen, Fehlkäufe, schlimme Fouls und nicht eben selten auch wirklich beschissene Fans… das alles ändert nichts daran, dass Fussball einfach nur großartig ist. Das Spiel ist größer und schöner als alles, das es manchmal vielleicht hässlich erscheinen lassen. Noch viel mehr gilt das für die Demokratie! Just sayin’…

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