Now Reading
Digitalisierung | Yes, we can!

Digitalisierung | Yes, we can!

Fluch und Segen – der Digitalisierung diese Frage zu stellen, ist längst obsolet. Die Fragestellung des Moments heißt schlicht: Welche Anwendung garantiert den größtmöglichen Nutzen. In der Modebranche treten sowohl B2B als auch im Dialog mit Kunden zahlreiche Apps und Programme an, die im komplexen Modehandel zahlreiche Prozesse vereinfachen.

Die Cinderella-Frage

Nike. Allgemein gültige Schuhgrößen sind die große Vereinfachung eines komplexen Problems, sie liefern in den wenigsten Fällen die richtige Passform für den jeweiligen Fuß. Dabei kann der richtige Schuh unser Leben verändern. Nike nimmt sich genau dieses schwierigen Themas jetzt mit einer eigens entwickelten App an. Die Nike Fit App scannt über das Smartphone den Fuß an 13 Stellen und ermittelt dadurch die perfekte Passform. Anschließend liefert die App direkt die entsprechende Produktempfehlung mit dem Titel best fit for you. Der Kunde kann damit online oder im Store gezielt nach den Modellen und Größen fragen. Langfristig plant Nike die Erkenntnisse aus der App bereits in den Designprozess mit einzubeziehen, sodass jeder Kunde irgendwann sein maßgeschneidertes Paar Schuhe bekommt und ganz nebenbei Retouren- und Umtauschquoten weniger werden. www.nike.com

Auf Knopfdruck Text

Textengine. Texte automatisch schreiben lassen? Nicht nur Redakteure träumen davon, sondern Content-Manager, die Onlineshops mit tausenden von Produktbeschreibungen füllen und diese womöglich noch übersetzen. Der Traum ist längst Realität, denn Tech-Dienstleister wie Retresco bieten Varianten eines „Textomaten“ an: Über eine Self-Service-Plattform können User skalierbare Textmodelle erstellen und in ihr jeweiliges Shopsystem integrieren. Der Managed Service richtet sich an Händler, die eine komplexe Anzahl von unterschiedlichen Produktgruppen führen. Bei beiden Lösungen ist die Qualität der gelieferten Daten und Textbausteine essenziell: je detaillierter die Struktur, umso besser und vielfältiger das Endergebnis. Übersetzungen in Sprachen wie Englisch und Niederländisch, Französisch und Italienisch sind Standard, weitere Sprachen sind möglich. Empiriecom, eine Tochter der Otto Group, nutzt bereits erfolgreich die Plattform. Christian Hain, Head of Business Unit Data Services Empiriecom, sieht klare Vorteile: „Bei der Erstellung von Produktbeschreibungen für 15 unterschiedliche Modekategorien u. a. für Schuhe, Jacken und Kleider reduzierte sich der zeitliche Aufwand durch Nutzung der Self-Service-Plattform textengine.io um 91 Prozent.“ Nicht nur der Zeitfaktor spielt eine Rolle, auch in Bezug auf Fehler ist die Maschine dem menschlichen Texter überlegen. Und Redakteure und Content-Manager haben mehr Zeit, sich mit kreativen Ideen zu beschäftigen. www.textengine.io, www.retresco.de

Models ohne Zicken

The Diigitals. Fake oder true? Die Modelagentur The Diigitals hat künstliche Geschöpfe des britischen Fotografen Cameron-James Wilson unter Vertag. Es begann mit Shudu als virtueller Influencerin. Dann launchte er mit Olivier Rousteing die „Balmain New Virtual Army“. Es folgten Aufträge wie Fotostrecken für Vogue, Auftritte bei den British Academy Film Awards oder die aktuelle Sommerkampagne der italienischen Marke Ellesse. Dort posiert das virtuelle Model neben dem echten Model Misty, dem sie recht ähnlich sieht. Mit 173.000 Followern nimmt sich Shudus Instagram-Anhängerschaft noch bescheiden aus. Da sind andere digitale Influencerinnen wie Lil Miquela weiter. Der Avatar des Designstudios Brud in Los Angeles hat ein nahezu echtes Leben mit politischer Agenda, eigenen Musikvideos und einer Fangemeinde von mehr als 1,5 Millionen Followern; Influencer-Avatare wie Miquela, Shudu oder Lil Wavi sind perfekte Role Models für digitale Kampagnen und Konsumgüter-Spots: ideal auf die Zielgruppe abgestimmt, 24/7 verfügbar und verlässlich. Wir werden noch jede Menge von ihnen und ihren Geschwistern zu sehen bekommen. www.thediigitals.com

App-Checken

Wemuse. Know-how aus dem eigenen Haus bündeln: Diese App ermöglicht es dem Einkauf, bereits bei der Sortimentsgestaltung direktes Feedback von den Verkäufern auf der Fläche zu einzelnen Produkten einzuholen. Die Servicekräfte können die Produkte vorab bewerten, was aufgrund ihrer Erfahrung und der Nähe zum Kunden ein wertvoller Input für den Einkauf ist. Andererseits können sie ständig und transparent berichten, welches Produkt wie gut läuft. Wemuse bringt damit nicht nur die Vorstellungen des Einkaufs näher an die Realität des Verkaufs, sondern bietet dem Management auch die ideale Evaluationsplattform für das Sortiment und das Engagement der eigenen Mitarbeiter. Gründer der App ist der Retailexperte Iván Abad Iglesias aus Barcelona, der zuvor 15 Jahre bei Mango als Retail-Manager der weltweiten Filialen tätig war. Er launchte Wemuse 2018 vor allem mit der Intention, die Kommunikation im Unternehmen zu verbessern und Mitarbeitern aus dem Verkauf die Möglichkeit zu geben, ihr Wissen über Empfehlungen in Einkaufsentscheidungen einzubringen. Die spanischen Filialisten Brownie und Woodys Barcelona arbeiten bereits erfolgreich mit der dieser App. support@wemuse.app, www.wemuse.app

Sprich mit mir

Wonderobe. Besonders in Self-Service-Formaten fehlt sie dann doch manchmal: die Beratung. Die Entwicklerinnen der App Amby, Wonderobe, lösen dieses Problem auf ihre Art: Amby, ein Chatbot, übernimmt. Die Funktionsweise ist einfach: Über den Barcode des Produkts weiß der Chatbot, um welches Stück es sich handelt und kann so bis zu zehn dazu passende Stücke vorschlagen. Aus dem Bestand des Stores, selbstredend. Amby ist derzeit in der Beta-Phase in 700 Läden einer Modekette in Osteuropa. Sobald diese Testphase abgeschlossen ist, wollen sich die Macherinnen Investoren und weiteren Geschäftspartnern öffnen. In ihrer Heimat Russland haben sie auf jeden Fall schon für Aufsehen gesorgt: Die App hat die Women Start-up Competition in Russland gewonnen. http://amby.app

Mode als 3D-Leinwand

Smart Pixels. Ein einzelner weißer Schuh im beleuchteten Kasten ist im Handel nichts Neues – bis er plötzlich das Design wie ein Chamäleon wechselt. Die Technologie dahinter hat SmartPixels entwickelt: Sie sieht aus wie ein schicker Scheinwerfer und heißt „spacial augmented reality“. Mit einer Kombination von Tech-Komponenten lernt der Projektor, Formen und Bewegung zu erkennen, um dann ein gewünschtes Design in 3D und in Echtzeit auf einem Objekt – zum Beispiel einem Schuh – erscheinen zu lassen. Das virtuelle Design kann jeder sehen, ganz ohne Spezialbrille. Dieses Schauspiel ist nicht nur ein futuristischer Hingucker im Laden, sondern auch so etwas wie die gute Fee, die Kundenwünsche erfüllt: Per Tablet oder Knopfdruck können sie eben jedem Schuhmodell ihre Wunschgestalt aufdrücken. Auf dem realen Schuh erscheinen Varianten im Obermaterial oder der Sohle so, als könne man damit direkt loslaufen. Farben und Muster schieben sich nach der Auswahl flugs an die passende Stelle und ein Motiv für Stickerei wandert über den Schuh an den gewünschten Platz. Während Designer sich mit dieser Technologie reihenweise Prototypen sparen können, steht für Ladenbesitzer ein verschlanktes Inventar im Raum – und ein probates Mittel, um mit dem Onlineshopping in einem Punkt gleichzuziehen: Individualisierung auf Knopfdruck. Beispiele sieht man in der Modebranche bislang vor allem auf Schuhen – Marken wie Stella McCartney, Nike, Berluti, Chloe und Quiksilver haben bereits mit SmartPixels gearbeitet. www.smartpixels.fr

Paket ist? Hier!

Seven Senders. Jeder Versender kennt das: Egal, für welchen Carrier man sich entscheidet, wo die Ware im Auslieferungsprozess nun tatsächlich steckt, kann man nur sehr schemenhaft nachvollziehen. Das zu ändern, hat sich Seven Senders zum Ziel gemacht. Die Technologie erlaubt erstmals den Versendern Datenhoheit. Kürzlich wurde zum Beispiel der Merchandising-Versender EMP mit der Technologie ausgestattet: Man ist begeistert. „Von nun an können wir in der Kundenkommunikation transparenter und effizienter über den Versandstatus des Pakets informieren und gleichzeitig die Auswertung der Performance für unsere Transportdienstleister nutzen“, so Mike Jonescheit, Chief Operations Officer bei EMP. Das aus der Datenanalyse gewonnene Wissen bildet das Fundament für die Softwarelösung Sendwise. Diese liefert neben allgemeinen Analytics auch Informationen zu den Touch Points. www.sevensenders.com

Inventur im Anflug

Pensa Systems. Ein bisschen Schwund ist immer, sagen die einen – und die anderen wollen genau wissen, was noch so alles im Laden liegt oder hängt. Irgendjemand muss also nachschauen. Wenn es nach Pensa geht, vereinfacht sich das in Zukunft: Mit einer Kombination von künstlicher Intelligenz und selbstständig fliegenden Kameradrohnen will das Unternehmen dabei helfen, Lücken zu finden. Von einem schützenden Gitter umgebe,n sausen autonome Drohnen nachts an Lagerregalen vorbei und erfassen, was fehlt und wie viel wo liegt. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz lernt dieses System, Waren zu unterscheiden, es generiert in Echtzeit Tabellen – und sagt sogar nach einer Weile Fehlmengen voraus. Die fliegenden Warenzähler sollen nicht nur schnellere, sondern auch zuverlässigere Daten als Roboter oder menschliches Personal liefern. Als Pensa die Technologie Anfang 2019 vorstellte, waren bereits Feldversuche mit dem Getränkehersteller Anheuser-Busch InBev in den USA und dem Supermarkt IGA Extra Beck in Kanada gelaufen. Dabei lag die Genauigkeit der erfassten Regalsituation nach zwei Wochen bei 98 Prozent. „Diese Technologie passt eher zu mittleren bis großen Läden, wo es viel Zeit kostet, den Überblick über das Inventar zu behalten“, sagt Richard Schwartz, CEO von Pensa Systems. In kleinen Läden kann man schließlich relativ schnell die Regale ablaufen – man darf sich nur nicht verzählen. www.pensasystems.com

Überblick behalten

OrderWriter. Fashion Cloud ist schon seit längerem als Webservice für Fotos und Marketingunterlagen von Modemarken bekannt. Nun erweitert die Dropbox der Modebranche ihr Angebot: Mit der App OrderWriter gibt Fashion Cloud Händlern ein einfach zu nutzendes Tool in die Hand, wie sie im Laufe ihres Orderprozesses Überblick über all ihre Aktivitäten behalten. Am Smartphone, selbstverständlich. Fotos und Ordernotizen können schnell abgespeichert und die Budgetplanung überprüft werden. Marken, die OrderWriter nutzen, können während der Orderphase ihren Produktkatalog über die App teilen, den Bestellprozess vereinfachen und Orderdaten empfangen. www.fashion.cloud

Scroll To Top