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Performance Days

Relevanz entsteht durch Haltung

25/09/2025  BY  Stephan Huber


Relevanz entsteht durch Haltung
Was kann eine Messe heute noch leisten? Eine ganze Menge, wenn sie den Mut hat, anders zu denken. General Manager Marco Weichert über Inhalte mit Substanz, Begegnung als Mehrwert und die Performance Days als Ort für echten Austausch.
Marco, viele klassische Fachmessen kämpfen heute nicht nur mit sinkender Frequenz, sondern vor allem mit schwindender Relevanz. Was macht ihr anders?

Marco Weichert, General Manager Performance Days: Relevanz ist heute tatsächlich das zentrale Thema – für jede Marke, jede Plattform, jedes Event. Wenn du keine klar erkennbare USP hast, funktionierst du einfach nicht. Relevanz entsteht aber nicht durch Größe oder Lautstärke, sondern durch Haltung. Uns ging es nie darum, einfach noch eine Messe zu machen. Das Feld war ja besetzt. Wir wollten etwas schaffen, das es so noch nicht gab, eine Plattform, die sich auf die Themen fokussiert, die uns wirklich bewegt haben: innovative Materialien, Nachhaltigkeit, Innovation, und vor allem einen Raum, in dem echter, persönlicher Austausch stattfinden kann – jenseits von Verkaufsdruck und Oberflächlichkeit.

Also habt ihr das Format selbst entwickelt, das ihr euch damals gewünscht habt?

Ganz genau. Aber eben nicht als beliebige Bühne, auf der alles möglich ist. Wir sind kein eBay, wo sich jeder reinstellen kann, der zahlt. Wir arbeiten nicht mit Agenturen oder Handelskammern, die Hallen füllen – wir wählen bewusst aus. Das ist keine Arroganz, das ist Haltung. Wir wollen nicht einfach viele Aussteller, sondern die richtigen.

Warum ist das so entscheidend?

Weil wir Verantwortung tragen. Wir verkaufen keine Fläche, wir verkaufen keine Quadratmeter. Wir gestalten Formate, die Orientierung bieten, Diskussionen anstoßen und echte Mehrwerte erzeugen – inhaltlich, menschlich und strategisch. Denn das Ergebnis zählt: Die Besucher sollen sagen können, dass sie etwas gelernt haben. Dass sie inspiriert wurden. Das ist unser Ziel.

Ihr messt diesen Effekt auch?

Ja. Unser Net Promoter Score liegt aktuell bei 8,7 – das ist im internationalen Vergleich außergewöhnlich hoch. Und darauf sind wir auch wirklich stolz. Denn es beweist, dass wir uns im Laufe der Jahre innerhalb unserer Community echtes Vertrauen erarbeiten konnten. Aber dieses Vertrauen ist kein Selbstläufer. Es muss mit jeder Ausgabe neu verdient werden. Du musst zuhören, mitdenken – oder besser: weiterdenken.

Wie hat sich eure Besucherschaft verändert? Insbesondere die junge Generation sieht das Thema Messe doch sehr anders.

Die Besucher kommen heute vielleicht bewusster. Nicht, weil man halt zur Messe geht, sondern weil sie einen konkreten Nutzen erwarten. Viele kommen, weil Kolleginnen und Kollegen oder Bekannte gesagt haben: „Da musst du hin.“ Organische Mundpropaganda wirkt stärker als jede Werbung. Und das zieht sich durch alle Generationen. Für die einen ist es Orientierung, für die anderen Inspiration und ganz konkretes Know-how. Diese Mischung macht’s aus.

Relevanz entsteht also über individuellen Mehrwert?

Besonders bei der jungen Generation ist das essenziell. Versuch mal, einen 27-jährigen Designer von On Running zu begeistern – einfach weil er letztes Mal da war? Keine Chance. Der will wissen: Was lerne ich diesmal? Was bringt es mir heute? Wer heute Zeit investiert, erwartet Substanz – und genau das liefern wir.

Euer umfangreiches und inhaltlich sehr anspruchsvolles Rahmenprogramm ist also wichtig?

Sogar entscheidend! Ohne die Panels, Trendforen und Konferenzen würde die Veranstaltung nicht funktionieren. Das Programm liefert die Einordnung, den Diskurs, den Blick über den Tellerrand. Information und Inspiration, beides müssen wir bieten. Wir sind eben nicht nur Marktplatz, sondern auch Ideengeber.

Messen sind nicht zuletzt Orte der Begegnung. Dieser Aspekt erscheint mir wichtiger denn je.

Absolut. Früher war persönlicher Austausch fast selbstverständlich, heute ist er eine Rarität. Die Menschen arbeiten verteilt, hybrid, oft über Landesgrenzen hinweg. Viele Prozesse sind digitalisiert, aber gerade deshalb wächst die Sehnsucht nach echter, physischer Verbindung. Genau dafür schaffen wir Raum. Unsere Boulevards sind ein gutes Beispiel: Da verzichten wir bewusst auf bis zu 60 vermarktbare Stände, trotz langer Warteliste. Aber wir brauchen diese Zwischenräume. Offene Zonen, in denen Gespräche entstehen, ohne festen Termin, ohne Druck. Orte, die keinem gehören, aber allen offenstehen.

Ein Blick in die Zukunft: Was bleibt, was verändert sich?

Unsere Haltung bleibt. Wir wollen nicht zu einem Format werden, das irgendwann keiner mehr versteht. Uns geht es nicht um Wachstum um jeden Preis, sondern um inhaltliche Tiefe und langfristige Relevanz. Wir überlegen bei jedem Schritt: Wie bleiben wir agil, ohne unsere DNA zu verlieren? Wie öffnen wir uns für neue Themen, ohne unsere Community zu vernachlässigen? Das geht nur, wenn man sehr klar ist – auch darin, was man nicht macht.

Also Haltung als strategisches Fundament?

Das ist unsere Antwort auf die Frage, ob Messen überhaupt noch zeitgemäß sind. Meine Meinung: Ja – aber nur, wenn sie echte Relevanz erzeugen. Und das geht nur über Präzision, klare Kuration und echten Austausch. Wenn wir das weiterhin liefern, bleiben wir auch in zehn Jahren noch ein relevanter Ort – egal, wie sich die Formate drumherum verändern.

Man spürt, dass euch dieser kuratorische Anspruch wirklich wichtig ist. Aber wie gelingt es euch, offen für Neues zu bleiben, gerade in einer Branche, die sich stark verändert?

Indem wir neugierig bleiben und gleichzeitig klar in unserer Haltung. Die Textilbranche steckt mitten in einer tiefgreifenden Transformation: neue Technologien, neue Materialien, ein neues Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Verantwortung. Für uns ist das keine Bedrohung, sondern eine riesige Chance. Wir sehen es als unsere Aufgabe, relevante Entwicklungen früh zu erkennen, einzuordnen und für unsere Community zugänglich zu machen. Nicht, indem wir jedem Trend hinterherlaufen, sondern indem wir die Themen in einen sinnvollen Kontext stellen. Und genau das macht unsere Arbeit so spannend.

Performance Days: 29. – 30.10.2025
www.performancedays.com

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