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Tomorrow Group | „No rule fits all“

Tomorrow Group | „No rule fits all“

Die Tomorrow Group gestaltet Zukunft: Bereits 2010 erkannten Stefano Martinetto und Giancarlo Simiri, wie wichtig es ist, dem traditionellen Distributionsmodell neuen Drive zu geben. Ihr Ansatz: Schon an der DNA der Marken mitzuarbeiten und mehr zu sein als „nur“ die Vertriebsagentur. Das gelang mit Independent Brands wie Coperni, Collville, Charles Jeffrey und Martine Rose, um nur einige zu nennen. Ein Gespräch mit Creative Director Stavros Kamil über den Beginn einer New Distribution Era.

Interview: Janaina Engelmann-Brothánek. Fotos: Tomorrow Group

Stavros, lass uns beim Anfang beginnen. Wie bist du zur Tomorrow Group gekommen?

Stavros Karelis, Creative Director Tomorrow Group: Ursprünglich hatte ich mit Mode nichts am Hut, da ich in meiner Heimat Griechenland Politikwissenschaften studierte. Erst nach meinem Umzug nach London Anfang der 2000er-Jahre und dem Entdecken der aufregenden Clubszene der Stadt wurde ich mit Mode konfrontiert. In den Clubs traf ich Jungdesigner und Insider der Modebranche, was meine Faszination weckte und meine Leidenschaft für Mode entfachte. Da es jedoch keine Geschäfte gab, die diese aufstrebenden Designer führten, entschloss ich mich, Machine-A zu gründen, einen Multibrand-Luxusladen in Soho. Hier präsentierten wir eine Mischung aus aufstrebenden und etablierten Marken. Zur Tomorrow Grup kam ich also zunächst als Kunde.

Wir reden heute über eine neue Ära der Distribution. Kann man die Tomorrwo Grup mit ihrem vollstufigen Ansatz darin als Vorreiter sehen?

Stefano Martinetto und Giancarlo Simiri, die Gründer, wollten von Anfang an mehr als ein Showroom sein. Sie haben erkannt, dass insbesondere junge, unabhängige Labels mehr als Vertrieb brauchen. So haben sie eine Multiservice-Plattform für Unternehmensentwicklung geschaffen, um die Kreativität der jungen Macher zu fördern und zu unterstützen. Tomorrow fungiert als Inkubator und als Accelerator für aufstrebende Modelabels und entwickelt für jede Brand einen maßgeschneiderten Entwicklungsplan. Das ist so wichtig in der heutigen Modewelt, no rule fits all.

Wie sieht das konkret aus?

Wir scouten nonstop Marken. Wir kommen ins Gespräch und finden in einer bis zu sechs Monate dauernden Kennenlernphase heraus, was die Marke braucht: ob nur Vertrieb oder doch Mentorship und/oder Operational Support wie finanzielle Unterstützung, Services wie Marketing und Kommunikation, Hilfe bei der Produktion usw. Tomorrow ist es wichtig, dass die Kreativen nicht mit Bürokratie oder Operativem zu kämpfen haben. Nur so kreiert man Kultur, wenn Kreative kreativ bleiben dürfen.

Ist man als Vertrieb nie versucht, in den kreativen Prozess einzugreifen?

Niemals. Keiner aus dem Board mischt sich in den kreativen Prozess ein. Wir sorgen dafür, dass die Kollektionen produziert, verkauft und vermarktet werden. Designer sollen designen. Nur so konnten unsere Tomorrow Originals wie Colville, Coperni, Martin Rose oder Charles Jeffrey entstehen.

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