Startseite » Die neue Gründerzeit

Next Generation

Die neue Gründerzeit

27/02/2025  BY  Martina Müllner


Andere Zeiten, andere Spielregeln, andere Prioritäten: Junge Menschen gründen anders. Neue Unternehmer setzen auf Agilität, Nachhaltigkeit und neue Technologien. Warum das so ist, zeigt ein Blick auf die Motive und Strategien der jungen Gründer. Dabei zeichnet sich ab, dass sie auch andere Werte in die Branche einbringen.
Digital First

Junge Gründer wachsen in einer digitalen Welt auf, was ihnen einen klaren Vorteil gegenüber jenen verschafft, die ein analoges Modell erst in ein digitales übersetzen müssen. Kein neuer Laden, in dem nicht Instagram als Sales- und Marketingtool von Anfang an eine große Rolle spielt, keine neue Marke, die nicht auf Tiktok oder Instagram loyale Kunden sammelt, ehe sie offline geht. Die technische Affinität dieser Generation bedingt eine hohe Interaktion mit ihrer Zielgruppe. E-Commerce und digitales Branding sind für junge Gründer ein natürlicher Bestandteil ihrer Start-ups. Nicht nur das Antlitz der Mode wird digitaler, auch KI- und Atomatisierungsgestützte Prozesstools im Hintergrund machen den digital first Ansatz dieser Generation deutlich.

Nachhaltigkeit als Unternehmensethos

Dass keiner mehr über Nachhaltigkeit spreche, ist ein Vorurteil vom Old Boys Club der Mode. Der deutsche Star-up-Monitor zeigt: 48,1 Prozent der deutschen Gründer ordnen sich selbst der Green Economy zu, 2023 waren es noch 46,7 Prozent. In der Mode ist evident: Mit Mode als reines Massen- und Konsumprodukt identifizieren sich immer weniger, Langlebigkeit, ethische Produktion und umweltfreundliche Materialien sind genauso wie die Werte Transparenz und Umweltfreundlichkeit ein Muss. Re-Sale, Upcycling und Reparatur sind keinesfalls nur Hypes, sondern natürliche Bestandteile.

Heute so, morgen anders

Hier den Franchisevertrag unterzeichnen und die nächsten 40 Jahre Teil einer einzigen Markenwelt bleiben? Eine Horrorvorstellung für eine Generation, deren Markenrealität aus Drops, Limited Editions und Kollabos besteht. So darf es nicht wundern, dass auch ihre Geschäftsmodelle von temporären Phänomenen bestimmt sind: Pop-up-Stores, Zwischennutzungen, Gemeinschaftsspaces, egal in welchem Teil der Kette, Gründer scheuen oft die Langzeitbeziehung. Das ist insbesondere für Vermieter und Städte eine Herausforderung, die es zu meistern gibt. 80 Milliarden Dollar war der globale Markt für Pop-up-Immobilien 2023 laut Statista wert, eine Studie von PWC geht von einem jährlichen Wachstum des Marktes um 15 Prozent aus. In einer Shopify-Umfrage gaben 87 Prozent der DTC-Marken an, im kommenden Jahr einen physischen Pop-up zu planen.

Mission

Purpose ist das Zauberwort. Finanzieller Erfolg wird niedriger priorisiert, das kann sich unsere Wohlstandsgesellschaft leisten, Der Grad sozialer Absicherung in Mitteleuropa ist hoch, neben klassischen Krediten unterstützen öffentliche Gelder und privates Vermögen  – viele Gründer stammen aus privilegierten Verhältnissen. Das gibt die Freiheit, Werte wie Authentizität, Autonomie und soziale Verantwortung zu leben. Die Modebranche ist für viele lebensnah, da liegt der Gedanke nah, mit Innovationen, Produkten oder Sortimenten einen Teil zum gesellschaftlichen Wandel beizutragen. Gründer nutzen ihre Unternehmen als Plattform, um Themen wie Gleichberechtigung, Inklusion oder Umweltbewusstsein schneller umzusetzen, als sie in traditionellen Geschäftsmodellen zu implementieren wären.

Kollaborationen und Gemeinschaft statt Konkurrenzdenken

Junge Unternehmer betrachten den Wettbewerb oft anders als ihre Vorgänger. Anstatt allein auf Konkurrenz zu setzen, suchen sie verstärkt nach kreativen Kollaborationen, um gemeinsam zu wachsen. In der Modebranche zeigt sich dieser Trend in Form von Kooperationen mit Influencern, anderen Marken oder Künstlern. Durch solche Partnerschaften können sie ihre Reichweite vergrößern, Ressourcen teilen und neue Ideen gemeinsam entwickeln. Diese Form des Netzwerkens ist nicht nur kosteneffizient, sondern auch ein wichtiger Teil des Geschäftsmodells, da es ihnen ermöglicht, sich flexibel und innovativ auf einem hart umkämpften Markt zu positionieren.

Quellen: Deloitte „Millennial Survey“, Statista, KfW-Gründungsmonitor, IFH Köln „Stadt, Land, Handel 2030“, Deloitte, McKinsey Modeberichte, Greenpeace „Konsumwende in Sicht“, Global Entrepreneurship Monitor, Institut für Mittelstandsforschung, DSM

Share
Newsletter
Abonnieren