Nachhaltigkeit ist heute ein wettbewerbsentscheidendes Kriterium im Textil- und Modesektor. Die Messe Frankfurt engagiert sich bereits seit 2008 für Nachhaltigkeit in der globalen Textil- und Modeindustrie. Auf unseren internationalen Textilmessen haben wir schon frühzeitig Kuratierungsinstrumente für textile Nachhaltigkeit etabliert, Sonderareale für nachhaltige Textilinnovationen geschaffen und Nachhaltigkeitsthemen in ihre Rahmenprogramme integriert. 2019 haben wir uns dem UN Fashion and Lifestyle Network angeschlossen, um die Nachhaltigen Entwicklungsziele auf unseren Veranstaltungen stärker in Bewusstsein der Branche zu rücken. Um den Wandel weltweit noch konsequenter voranzutreiben, haben wir 2023 Texpertise Econogy eingeführt.
Die Textil- vor allem die Modeindustrie unterliegt selbstverständlich Trends und damit einer gewissen Schnelllebigkeit. Aber eine nachhaltigere Branche ist durchaus möglich und die Transformation in vollem Gange. Regulatorische Vorgaben, insbesondere die EU-Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien oder geplante Digitale Produktpass, definieren verbindliche Nachhaltigkeitsstandards entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Parallel wächst der Marktdruck durch Konsumentinnen und Konsumenten. Auf unseren Messen erleben wir live mit, wie die die Branche in biobasierte und recycelte Fasern investiert, wasser- und energieeffiziente Produktionsverfahren sowie zirkuläre Geschäftsmodelle wie Miet- und Rücknahmesysteme entwickelt. Auch die Digitalisierung bis hin zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz bringt einen zusätzlichen Schub, etwa wenn es transparente Lieferketten und die Optimierung von Produktions- und Distributionsprozessen geht.
Aus den Angaben, die ausstellende Unternehmen zwischen 2023 und 2024 im Rahmen unseres Econogy Checks gemacht haben, sind fünf Kernthemen abgeleitet. Das sind Bereiche, in denen Unternehmen besonders viel tun, um nachhaltiger und dabei auch resilienter zu werden. Ein Beispiel ist der Bereich nachhaltige Fasern, von Natur-, über Regenerat -, bis hin zu Chemiefasern. Naturfasern ersetzen beispielsweise immer häufiger Chemiefasern in Performance-Textilien und auch Regeneratfasern etwa auf Holzbasis sind auf dem Vormarsch. Eine Herausforderung dabei ist die nachhaltige Versorgung mit den Rohstoffen – sei es durch klimaresiliente Forstwirtschaft für Zellulosefasern. Und eine ausgewogene Landnutzung etwa bei Baumwolle, um textile und landwirtschaftliche Bedürfnisse in Einklang zu bringen.
Auch im Recycling ist technisch extrem viel möglich: Automatisierte Sortieranlagen ermöglichen eine sortenreinere Trennung bei Textilien, was entscheidend ist für hochwertiges Faser-zu-Faser-Recycling. Doch die Herausforderung bleibt, dass viele Kleidungsstücke aus schwer trennbaren Mischmaterialien und zusätzlich vielen Einzelbestandteilen wie Knöpfen oder Reißverschlüssen bestehen und bisherige Infrastrukturen für die großflächige Umsetzung fehlen. Auch deshalb passiert im Textilrecycling vieles noch per Hand. Und nur ein Prozent der Kleidung wird tatsächlich auch wieder zu Kleidung verarbeitet.
Fortschritt und Herausforderungen hängen eng zusammen. Entscheidend ist die Zusammenarbeit aller Akteur*innen entlang der textilen Wertschöpfungskette. Unsere Textilmessen sind dabei zentrale Knotenpunkte des Wandels, indem sie Nachhaltigkeitstrends erlebbar machen und die entsprechenden Akteur*innen zusammenbringen.