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Xinge

Turning Concepts into Cuisine

30/06/2025  BY  Janaina Engelmann-Brothánek


Turning Concepts into Cuisine
Zwischen Skizzen und Dim Sum, Shootings und Restaurantküche zählt Xin Ge Liu zu den spannendsten Persönlichkeiten der aktuellen Gastronomieszene Italiens. Die Gründerin des Restaurants Xinge in Florenz verbindet Fashion und Food auf eine Weise, die längst über einen bloßen Trend hinausgeht Sie lebt, was viele gerade erst entdecken.

Text: Janaina Engelmann-Brothánek. Fotos: Xinge

1993 in der chinesischen Provinz Hebei geboren, wächst Xin Ge Liu in einer Arbeiterfamilie auf. Schon früh zeigt sich ihr feines Gespür für Ästhetik: Sie entwirft Kleidung für Puppen, beobachtet stundenlang ihre Großmutter beim Kochen und entwickelt ein tiefes Verständnis für Form, Farbe und Komposition. „Für mich funktioniert ein Gericht wie ein Modeentwurf. Es beginnt mit einem Moodboard, einer Idee, einer Emotion.“ Mit 18 zieht sie nach Florenz, um am renommierten Polimoda Modedesign zu studieren. Ihr erstes Fashionlabel ist ambitioniert, scheitert allerdings, doch Xin Ge begreift die Niederlage als kreativen Neubeginn. 2020, mitten in der Pandemie, gründet sie Xin Ge Gogo, ein chinesisches Take-away, das schnell zum Geheimtipp avanciert. Ihr Stil ist klar, kompromisslos und von Anfang an unverwechselbar. „Ich wollte frei sein, frei gestalten. Ich habe alles selbst gemacht – in der Küche, aber auch die Fotos für die Website.“ 2023 folgt der nächste, größere Schritt: das Fine-Dining-Restaurant Xinge. Der Ort ist ein Erlebnis – sorgfältig kuratiert wie eine Modenschau. Licht, Musik, Präsentation, Atmosphäre – alles folgt einem dramaturgischen Konzept. Die Menüs denkt Xinge wie Kollektionen: saisonal, limitiert, kreativ verdichtet: „Die Gäste wollen heute mehr als nur Essen. Sie wollen Emotionen, eine Erfahrung mit allen fünf Sinnen.“ Dass Luxusmarken vermehrt auf Gastronomie setzen, überrascht sie nicht: „Die Modebranche schwächelt. Die Leute kaufen weniger Taschen, aber sie wollen reisen, genießen, erleben. Lifestyle ersetzt Luxusprodukte.“ Xinges kulinarischer Ansatz bleibt nicht unbemerkt. Sie wird mit Preisen von Gambero Rosso, Identità Golose, TheFork und Fortune ausgezeichnet, die sie in die Liste der 40 Under 40 in the Food Industry aufnehmen. Auch Forbes, Vogue, Rolling Stone, Elle Decor und die Guida Michelin berichten über die kreative Ausnahmeköchin mit Fashion-Background. Trotz aller Erfolge bleibt Xinge neugierig, unermüdlich und voller Ideen. Derzeit arbeitet sie an einer neuen After-Dinner-Location mit Musik, DJ und multisensorischen Erlebnissen als Erweiterung ihres Restaurants und ihrer Vision eines ganzheitlichen, eleganten Gastrokonzepts. Wenn man sie fragt, mit welchen Zutaten sie sich selbst beschreiben würde, kommt die Antwort sofort: „Salz, Zucker und Chili – die drei Zutaten, die niemals fehlen dürfen.“

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