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Gesunde Paranoia für die Zukunft

Gesunde Paranoia für die Zukunft

In dritter Generation bringt Sacha Rose das Geschäft seines Großvaters wieder auf Erfolgskurs – mit gesunder Paranoia und Luxusprodukten für Style und Komfort.

Es gibt diesen Scherz über Familienunternehmen, der besagt, dass die erste Generation die Firma aufbaut, die zweite sie zum Erfolg führt und die dritte sie zerstört. Wer dafür einen Gegenentwurf sucht, findet ihn in Sacha Rose. Er ist in dritter Generation Geschäftsführer bei Derek Rose, das 1926 von seinem Großvater gegründet wurde und bekannt für luxuriöse, englische Pyjamas, die von Winston Churchill, John Lennon, ja sogar Harry Potter getragen wurden, ist. Nach einer erfolgreichen Karriere als Jurist in der Finanzindustrie entschloss er sich 2003, als Manager einzusteigen. „Ich habe Geld und Papier gewälzt, aber kein Produkt gemacht,. Das hat mir gefehlt. Anfänglich dachte ich, ich steige ein, um das Familienunternehmen zu vergrößern. Aber wie sich herausstellte, musste ich es erstmal retten“, erzählt er. „Damals haben unabhängige Händler gemerkt, dass es lukrativer ist, ihre Ladenlokale an Ketten wie Starbucks zu vermieten – wir haben durch Schließungen viele Kunden unwiederbringlich verloren. Damit war die Verbindung zum Endkunden gekappt. Auf der anderen Seite war unser Produktportfolio stehen geblieben.“

Das Kind aus dem Karton ist zurück

Rose, der schnell spricht und gestochen scharf argumentiert, lacht, als er erzählt, wie er als Kind von den Mitarbeitern der Fabrik in Congleton, Cheshire, in Kartons gesteckt wurde, weil er so lästig war. „Als ich in die Fabrik kam, dachten sie: Ah, der ist wieder da.“ Und der erste Eindruck war nicht unbedingt der beste: „Bevor ich in die Firma eingetreten bin, war in einer Vorstandssitzung bereits beschlossen worden, dass in der Produktion Stellen abgebaut werden. Es war zwingend nötig, aber sie konnten sich einfach nicht durchringen. Es muss einem klar sein, dass es nicht um die zu kürzenden Jobs geht, sondern um die, die man rettet, weil man das Unternehmen rettet.“

Trotz Anfangsschmerzen konnte Sacha Rose das Unternehmen nicht nur konsolidieren, sondern mit frischem Wind auch auf Wachstumskurs bringen: „Mein Vater war viel charmanter als ich, ein fantastischer Verkäufer. Er brannte für das Produkt. Aber er war auch etwas konservativ und risikoavers. Als Anwalt habe ich gelernt, dass die gefühlten und die echten Möglichkeiten manchmal weit auseinanderliegen und man Risiken eingehen muss. Ich habe eine gesunde Paranoia ins Geschäft gebracht, auf der Management- und auf der Produktebene.“

Die neuen Produktkategorien, die Sacha Rose eingeführt hat, wachsen: Das T-Shirt aus dem hauseigenen Micro-Modal ist mittlerweile der Bestseller, und auch das 2013 eingeführte Unterwäschesegment ist auf Erfolgskurs. Jedes einzelne Produkt wird akribisch auf seinen Komfort überprüft bevor es in Produktion geht – von Sacha Rose höchstpersönlich. „Wir bezeichnen uns als Style-&-Comfort-Unternehmen im Luxussegment. Wir helfen Menschen, sich stilvoll zu erholen. Der Markt ist für mich wie ein langer Ballon, der in der Mitte zusammengedrückt wurde. Und damit ist am oberen und am unteren Ende jeweils mehr Platz. Solange wir High End bleiben, haben wir einen Markt.“

Und die anfängliche Skepsis? „Die Leute sehen, dass das Geschäft gut läuft, dass wir wieder einstellen, und dass es für Derek Rose in die richtige Richtung geht. Es ist noch immer ein Kampf, ich muss mich kontinuierlich beweisen, aber so sollte es auch sein. Auch in Freundschaften und in der Liebe darf man Menschen nie als selbstverständlich ansehen. Man muss sie wie eine kostbare Glasvase behandeln, die zerbrechen würde, wenn man sie fallen ließe. Das ist auch mit unserem Familienunternehmen so, und das ist mir sehr bewusst.“

www.derek-rose.com.

Text: Quynh Tran. Fotos: Derek Rose

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