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Otto d’Ame | „Es ist ein Kulturgut“

Otto d’Ame | „Es ist ein Kulturgut“

Niccolò Frosini ist einer der drei Geschäftsführer von H. Eich srl, der Muttergesellschaft der Marke Otto d’Ame. style in progress hat die Marke in Signa bei Florenz besucht. Ein Lokalaugenschein, der einmal mehr deutlich macht, wie wichtig die kurzen und regionalen Strukturen für die italienische Kreativität sind.

Interview: Janaina Engelmann-Brothánek. Fotos: Otto d’Ame

Niccolò, ihr werdet nächstes Jahr 20. Wie sehr hat sich eure Lieferkette in dieser Zeit verändert? 

Bei der Gründung 2003 war eine kurze und faire Lieferkette unser Credo und das hat sich in diesen 20 Jahren nie geändert. Wir produzieren fast 90 Prozent unserer Kollektionen in unmittelbarer Nähe und ausschließlich in der Toskana. Jedoch wird es immer schwieriger, dieses Prinzip umzusetzen. Viele Textilfirmen im Bezirk Prato haben Ende der 1990er-, Anfang der 2000er-Jahre ihre Produktionen ins Ausland verlagert. Die geringere Nachfrage hat dazu geführt, dass das verbleibende Angebot an Produktionsstätten immer teurer geworden ist. Gute terzisti und Produktionspartner zu finden und zu halten ist die Herausforderung unserer Zeit, insbesondere nach den letzten zwei Jahren. 

Wie groß ist der Druck, selbst die Produktion zu verlagern – oder zumindest Teile davon?

Klar, das wäre einfacher und ertragreicher, aber bestimmt nicht besser. Das sind wir nicht. Wir wollen gute Qualität aus einer gesunden Lieferkette verkaufen – echtes Made in Italy ist einfach noch mal was ganz anderes. Man erkennt Qualität, sie hat Seele und die Endverbraucher, da bin ich mir sicher, erkennen das. Auch wenn wir Italiener sicher wieder besser darin werden müssen, die Schönheit, die uns oft zu selbstverständlich ist, zu kommunizieren. Wir nehmen diese außergewöhnliche Qualität für gegeben – aber das ist sie längst nicht mehr. Sie hat noch viel größere Bedeutung bekommen, eben weil es so schwierig ist, sie herzustellen und durchgängig zu garantieren. Besonders in Deutschland – dort beliefern wir 120 Händler – habe ich den Eindruck, dass man diese Anstrengung und Ehrlichkeit sehr zu schätzen weiß.

Was braucht es, um Lieferketten wie eure zu unterstützen und zu fördern? 

Es muss ein nationales Interesse aller Institutionen sein, dieses Gut zu erhalten. Mode aus Italien genießt weltweit höchste Anerkennung. Wir müssen dafür sorgen, dass das Wissen weitergegeben wird, indem man in Bildung und Schulungen investiert und das „saper fare“ für die kommenden Generationen interessant macht. Außerdem wären Steuerentlastungen für Firmen, die lokale Lieferketten nutzen und ihre Produktion im Sinne der Nachhaltigkeit umstellen, ein guter Anreiz. Die Voraussetzungen, das Made in Italy wieder richtig groß zu machen und glänzen zu lassen, sind da. Wir müssen die Schönheit und das Wissen, von dem wir umgeben sind, nur pflegen.

Die Made-in-Italy-Kollektionen von Otto d’Ame sind auch in Deutschland schon längst kein Geheimtipp mehr. 
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