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Geschmacksverstärker

Geschmacksverstärker

Influencer, Creators, Youtuber, Tiktoker – sie sind gekommen, um zu bleiben. Immer häufiger wechseln sie die Rolle, sind nicht mehr bloß Konsumenten und Rezipienten, sondern die eigentlichen Drahtzieher hinter den besonders aufmerksamkeitsstarken Kampagnen.

Text: Martina Müllner-Seybold. Illustration: iStock/Igor Levin

Ob Brianboys genialer Schachzug, aus Fendi und Versace Fendace zu machen, Kim Kardashians Symbiose mit Balenciaga oder selbst der lokale Mikroinfluencer, der den Laden um die Ecke promotet. Unsere heutige Öffentlichkeit ist von einer Welle der Co-Kreativität geprägt. Damit brechen alte Machtverhältnisse auf: Hier Marke, da Presse, dort Konsumenten, diese Linie ist nur noch eine von vielen Möglichkeiten, Bekanntheit und Begehrlichkeit zu generieren.

Wir leben in einer Zeit, in der jeder eine Stimme hat und das Potenzial, auch Gehör zu finden. In dieser Ära hat die Kunst, eine Marke zu führen, gänzlich neue Dimensionen bekommen. Von Awareness bis Purchase ist es eine lange Reise, die mit feinfühligen Strategien begleitet werden will. Die Creator Economy spielt darin eine Schlüsselrolle. Der erste Goldrausch ist vorüber, die Spreu hat sich vom Weizen getrennt und die Professionalisierung schreitet schnell voran – so dass am Ende doch wieder die gleichen Fragen gestellt werden: Wer will was bewerben und wie viel Geld ist er bereit, dafür zu investieren?

Wenn heute 37 Prozent der Deutschen zwischen 18 und 26 Jahren angeben, dass sie gerne Kaufempfehlungen von Influencern folgen, die Produkte testen und bewerten, dann verleiht das den weltweit geschätzten 50 Millionen Creators enorme Macht. Rund 90 Millionen US-Dollar Umsatz generiert die weltweite Creator Economy geschätzt aus ihrer Fähigkeit, aus Erwähnungen messbare Leads und Sales zu machen. Dass viele KPIs in der Zusammenarbeit mit digitalen Influencern messbar sind, hat sie zum Liebkind einer neuen Generation von Marketingentscheidern gemacht.

Das geht auch an denen nicht spurlos vorbei, die primär als Konsumenten auserkoren sind: 35 Prozent der Jugendlichen, so eine Studie von Bitkom Research, würde gerne selbst Influencer sein. Mehr als die Hälfte der Befragten, nämlich 56 Prozent, sind sich sicher, dass Influencer ein echter Beruf ist. Damit hat die neue Generation ein deutlich realistischeres Bild von dem Einsatz, der hinter dem Berufsbild steht. Sie ist damit jenen voraus, die immer noch den Fehler machen, die Arbeit von Creators als oberflächlich, unbedeutend oder weniger wertvoll abzustempeln. 

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