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The Future Is STILL Wide Open!

The Future Is STILL Wide Open!

style in progress | Stephan Huber

Am 28. Dezember 1989 bin ich mit einem lieben Freund nach Prag gefahren. Sehr spontan, bei Eiseskälte. Beide hatten wir das Gefühl, einen vielleicht einzigartigen Wendepunkt der Geschichte sehr direkt miterleben zu dürfen. Beide waren wir Zeugen einer beispiellosen globalen Transformation die damals insbesondere bei den jungen Menschen in Ost und West einen geradezu greifbaren Optimismus auslöste. Demokratie und Marktwirtschaft hatten sich gegenüber totalitärer Repression als stärker erwiesen und Freiheit als unbestreitbar höchster universeller Wert. The Future Was Wide Open! Und Tiananmen hätte vielleicht eine Warnung sein müssen, aber China war damals noch so weit entfernt. „Dall’ altre parte della luna“, wie Lucio Dalla das formuliert hätte.

Heute, gut drei Jahrzehnte später, befinden wir uns inmitten einer noch viel radikaleren Transformation. Global, auf so vielen unterschiedlichen Ebenen, stehen die Menschheit und die von ihr geschaffenen Gesellschaftssysteme nicht einfach nur vor Herausforderungen, sondern vor tatsächlich epochalen und disruptiven Richtungsentscheidungen. Es geht dabei letztlich um die Frage, ob Freiheit als universell höchster Wert tatsächlich noch unumstritten ist.

Rückblickend war der Fall des Eisernen Vorhangs auch der inoffizielle Startschuss für die Umwandlung der Marktwirtschaft in eine Art Vulgärkapitalismus, der uns letztlich, als Kerosin der nicht grenzenlosen, sondern entgrenzten Globalisierung, in genau jene Abhängigkeiten getrieben hat, die alle offensichtlichen Herausforderungen so ungemein komplex erscheinen lassen. Das Lieferkettengesetz, das selbstverständlich einer grundsätzlich völlig richtigen und bitte in keiner Weise „linken“ Idee folgt, nämlich dem Verursacherprinzip, ist dafür nur ein Beispiel. Der Versuch, die toxische Macht der sozialen Medien einzuhegen, ohne dabei zu totalitären Mitteln zu greifen bzw. ohne dabei die der Digitalisierung und eben Social Media auch innewohnenden gesamtgesellschaftlichen Potenziale zu sabotieren, ein anderes. Um gerade an diesem Punkt nicht falsch verstanden zu werden: Ich schreibe das alles aus der Perspektive eines zutiefst überzeugten Marktwirtschaftlers und gleichzeitig aus der Perspektive eines zutiefst überzeugten Demokraten. Und ja … diese beiden Überzeugungen sind untrennbar miteinander verbunden. Demokratie und Marktwirtschaft sind die Grundlagen der individuellen Freiheit. Beides verlangt nach aktiver Teilhabe, um nicht zu verfilzen und zu verfetten.

Aus der aktuellen Perspektive erscheint die zwei Jahre alles, auch unseren Geist beherrschende Corona-Pandemie, nur noch bedingt als Krise. Sie war aber unzweifelhaft Lackmustest und Nachweis einer menschlichen Eigenschaft, die uns gerade jetzt Mut machen sollte. Viele von uns wachsen mit und an der Aufgabe. Persönlicher und unternehmerischer Mut, unverhandelbare Werte als Basis sowie Kreativität und Innovation als überragende Ressourcen werden uns auch bei der aktiven Bewältigung der aktuellen Transformation tragen. The Future Is STILL Wide Open! Aber sie braucht Menschen, die bereit sind, sie zu gestalten.

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