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Umdasch | Ein Plädoyer für Toleranz und Wildwuchs

Umdasch | Ein Plädoyer für Toleranz und Wildwuchs

Umdasch Shop Consult Director Maik Drewitz sieht die größte Chance für die Zukunft der Innenstadt in vielen, kleinen Quartieren mit individuellen Zentren.

Fotos: NSDM Werft, Umdasch

Herr Drewitz, was kann das Quartier besser als die gesamte Innenstadt?

Maik Drewitz, Umdasch Shop Consult Director: Quartier-Zentren machen vor, wie man Innenstadt neu denken muss, indem man einen Mix aus Kultur, Gastronomie, Aufenthaltsqualität und Retail schafft, wo sich Menschen jeden Alters gerne aufhalten. Die Durchmischung erhöht die Frequenz. Das betrifft nicht nur die Innenstadt, sondern jedes Konzept von urbanem Raum. So entstehen lebendige Zentren mit authentischem Eigenleben.

Eigenleben klingt wie das Gegenteil von Stadtplanung.

Das beste Beispiel dafür, wie gesund es als Stadt ist, wenn man einzelne Viertel sich selbst entwickeln lässt, ohne massiv einzugreifen, ist für mich die NSDM Werft in Amsterdam Noord, direkt hinter dem Hauptbahnhof. Da kann man kostenlos mit der Fähre hinüberfahren und kommt in ein Quartier, das die junge Kunstszene für sich entdeckt hat. Städtebaulich war es ein Geniestreich, dort Studentenwohnheime zu bauen, weil die jungen Leute das entsprechende Flair bringen. Der Mix aus Gastronomie, Clubs, Kunsthallen, Retail, Ateliers und nachhaltigem Wohnkonzept macht Amsterdam Noord als Szeneviertel spannender als die Altstadt.

Was muss eine Stadt haben, um diese Weiterentwicklung zu ermöglichen?

Die Toleranz zum Wildwuchs, dass man Menschen einfach mal machen lässt. Es beginnt immer mit Menschen, die aus ihrem Viertel etwas machen möchten. Solche Viertel haben enormes Potenzial, weil sie eine ganz authentische Szene haben und Angebot und Nachfrage durch das generische Wachstum passgenau aufeinander abgestimmt sind. Dem messe ich die größte Bedeutung für die Zukunft zu.

Etwas detailierter betrachtet, wie wird der Store in diesem Quartier aussehen?

Wie ein Treffpunkt mit Erlebnischarakter, der über den Konsum weit hinausgeht. Mit sinnvollen Zusatzangeboten, die die reine Verkaufszeit verlängern. Gerade das Eventshopping sehe ich als großen Trend, der über flexible Öffnungszeiten und Hybridmodelle mit dem Verkauf über Social-Media-Kanäle kombinierbar ist. Man geht nicht mehr in einen Store, nur um zu kaufen, sondern um dort Leute zu treffen und eine gute Zeit zu haben. Wer in ein Restaurant geht, tut das ja auch nicht nur, um satt zu werden.

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