Startseite » Mailand | „Wir müssen weg vom Monozentrismus der Stadt“
Mailand | „Wir müssen weg vom Monozentrismus der Stadt“

Wie wird Mailand im Jahr 2030 aussehen? Von der Magnifica Fabbrica della Scala in Rubattino bis zum Beic sind viele Grossprojekte in Planung, die das Gesicht der italienischen Stadt verändern werden.
13 Milliarden Euro wird diese urbane Erneuerung kosten. Giancarlo Tancredi ist Stadtratsmitglied und für die städtische Erneuerung Mailands zuständig. Mit style in progress spricht er über die „urbane Revolution“ und Polyzentrismus.
Text: Janaina Engelmann-Brothánek. Foto: Magnifica Fabbrica
Es stehen große Veränderungen in Mailand an, erzählen Sie uns mehr…
Giancarlo Tancredi: Ja, es erwartet uns eine urbane Revolution. Diese Erneuerung basiert auf dem Wunsch und der Notwendigkeit, sich weg vom Monozentrismus der Stadt zu entwickeln. Wir brauchen neue Zentren am Rande der Stadt und in den einzelnen Vierteln. Dieser Prozesshat in Mailand mit Projekten wie City Life und Porta Nuova angefangen und wird in den nächsten Jahren mit Hinblick auf die Winterolympiade 2026 noch mal enorm an Fahrt gewinnen. Seit Herbst 2022 arbeiten wir an der Palaitalia für die Spiele, dann wird endlich die seit über zwanzig Jahren erwartete Europäische Bibliothek Beic erneuert. Weitere wichtige Projekte sind FILI – unsere High Line, ein Park, der sich über die gesamte Länge des Bahnhofs Milano Cadorna erstrecken wird. Dann noch die Magnifica Fabbrica della Scala in Rubattino bis zum neuen Campus in Bovisa. Das alles wird in Mailand dank der Zusammenarbeit zwischen privaten Investoren und der öffentlichen Verwaltung möglich.
Wie viel Mitspracherecht haben private Investoren?
Das Zusammenspiel von aus privaten und institutionellen Investitionen hat in Mailand schon historische Tradition uns ist heute wirtschaftlich unabdingbar. Stadtentwicklung ist durch strenge Auflagen reguliert, umso wichtiger, dass der Dialog zwischen privatem und staatlichem Sektor lebendig bleibt und immer Spielraum für Verhandlungen bleibt. Nur so ist Mailand, besonders in den letzten zwei Jahren, für internationale Investoren interessant geworden – es ist eine sehr konkurrenzfähige Stadt, die viel zu bieten hat, dazu kommen Veranstaltungen wie die Expo oder die kommenden Winterspiele.
Wie bringt man die jüngere Generation zurück ins Stadtzentrum?
Wie gesagt, wir in Mailand glauben an viele kleine Zentren, in Polyzentrismus. Und auch hier, in diesen neuen Zentren außerhalb des Zentrums, ist es wichtig attraktiv zu sein, sozial wie ökonomisch. Man muss Kultur, Freizeitprogramm sowie Einkaufsmöglichkeiten bieten und das alles mit fairen Mieten und Immobilienpreisen koppeln. Social Housing ist definitiv auch für eine Stadt wie Mailand ein wichtiges Thema.