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Niemand ist eine Insel

Niemand ist eine Insel

Stephan Huber | style in progress

Wir sehen uns durch Corona mit einer tatsächlich historischen Herausforderung konfrontiert. Historisch deshalb, weil es so viele unbekannte Faktoren gibt. Vor allem hinsichtlich der Frage, wie lange wir die massiven, aber eben zweifellos notwendigen Eingriffe in alle Bereiche unseres Lebens akzeptieren müssen. Und hinsichtlich der kurz- und langfristigen Folgen die diese Eingriffe haben werden.

Der Hintergrund der aktuellen Maßnahmen sollte klar sein. Es geht darum, die leider exponentielle Ausbreitung von Covid19 nach Möglichkeit so zu steuern bzw zu bremsen, dass für Patienten mit schweren Verläufen und Komplikationen ausreichend intensivmedizinische Kapazitäten zur Verfügung stehen. Darüber kann es keine Diskussionen geben. Auch angesichts der Tatsache, dass eine Erkrankung für die allermeisten Betroffenen unproblematisch oder sogar weitgehend symptomfrei verläuft und verlaufen wird. Das ist tatsächlich doch eine gute Nachricht und sollte uns nur darin bestärken, jeweils den möglichen Beitrag zu leisten, um die Situation so schnell wie möglich, vor allem aber so nachhaltig wie möglich in Griff zu bekommen. Der individuell mögliche Beitrag hinsichtlich der gesundheitlichen Herausforderung ist ziemlich gut vorgegeben. Vielleicht führt diese Ausnahmesituation sogar dazu, dass in Zukunft simple Regeln der Hygiene und der Prävention immer und von einer deutlichen Mehrheit befolgt werden.

Die Wirtschaft…das sind wir alle!

Wie aber können und wollen wir als Gesellschaft aber wiederum auch jeweils individuell mit den sich abzeichnenden schweren Folgen für die Wirtschaft und damit letztlich für jeden von uns umgehen? Das vergessen viele nämlich regelmäßig. „Die Wirtschaft“, das sind eben nicht irgendwelche „Konzerne“ oder „die Finanzindustrie“ oder was uns sonst noch alles an scheinbar systemkritischen Wording einfällt. „Die Wirtschaft“, dieses ziemlich sensible und komplexe Ökosystem, das sind wir alle. Verwerfungen in diesem Ökosystem bekommen in letzter Konsequenz auch wir alle zu spüren. Die Eventagentur, die plötzlich alle Aufträge verliert, das Restaurant,  das um 15:00 schliessen muss oder auch das Modegeschäft, dem die Umsätze wegbrechen…das sind wir alle!

Was ist zu tun?

Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Den betroffenen Unternehmen muss direkt und unbürokratisch geholfen werden. Dass diese Forderung von vielen mit dem Hinweis auf die erfolgten Bankenrettungen oder die regelmäßigen Stützungen zB der Automobilindustrie unterstrichen wird, ist vollkommen gerechtfertigt. Wurden doch in beiden Fällen teils exorbitante Beträge aus öffentlichen Mitteln locker gemacht, obwohl die Schieflage jeweils in hohem Masse selbstverschuldet gewesen ist.
Die erwähnte Eventagentur, das Restaurant, das Modegeschäft, aber auch Künstlerinnen und Künstler, die nicht mehr auftreten dürfen oder ausstellen können und viele viele andere trifft an der aktuellen, teilweise existentiellen Gefährdung genau gar keine Schuld. Das fällt auch nicht einmal mehr annähernd unter die Kategorie „unternehmerisches Risiko“. Vielmehr sind sie, und wie geschildert in weiterer Folge dann wir alle, betroffen von den Folgen der notwendigen und selbstverständlichen Solidarität mit all jenen, für die Covid19 lebensbedrohlich sein kann.
Ob nun (unbegrenzte) staatliche Kreditbürgschaften oder vergleichbare Maßnahmen auch sie wirklich erreichen, also wirksam den dringend notwendigen Rettungsschirm über den so oft unbeachteten KMU’s und Einzelunternehmern aufspannen kann, wird man sehen. Viel Zeit bleibt allerdings nicht für eine Evaluierung.

Das Zauberwort heißt Loyalität

Ohne all zu großen Pathos will ich an dieser Stelle ein berühmtes Kennedy-Zitat ein wenig abwandeln. Jeder von uns sollte sich fragen, was sie oder er beitragen kann, um die Folgen dieser Krise so gering wie möglich zu halten. Und tatsächlich ist einiges möglich. Und das Zauberwort heißt „Loyalität“. Das beginnt beispielsweise beim individuellen Konsumverhalten und der Frage, ob man aktuell nicht zwingend notwendige Anschaffungen nicht so aufschieben will, bis sie ganz bewusst wieder beim „Local Dealer“ getätigt werden können. Anstatt Amazon & Co zu Corona-Profiteuren zu machen. Ich meine aber vor allem das entscheidende Bewusstsein dafür, dass eben wirklich alle in irgendeiner Form betroffen sind. Wie wir nicht zuletzt auch auf Geschäftsebene miteinander umgehen, wird in hohem Mass darüber entscheiden, wie wir diese enorme Herausforderung bewältigen. Niemand ist eine Insel. Verlässlichkeit, Geduld und Verständnis…und der stete Blick über den eigenen Horizont hinaus. Darauf wird es ankommen.

Mit besten Grüßen
Euer Stephan Huber

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