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„Wann immer möglich, haben wir persönlich geordert“ | Marina Bayat-Rogger

„Wann immer möglich, haben wir persönlich geordert“ | Marina Bayat-Rogger

Marina Bayat-Rogger | sip 2.20
Marina Bayat-Rogger und das Phänomen Damen Einkaufsteam, Sonja Rogger und Christine Kurmann, erreichen wir auf der Fahrt zu Orderterminen in Zürich. „Alles wie normal“, freuen sie sich, schließlich würde ihnen das Reisen als Inspiration während der Order am meisten fehlen.
Marina, wie hat sich die digitale Order bewährt?

Wir empfanden es als sehr schwierig. Normalerweise geben wir während der Order schon alles am Laptop ins System ein, das war parallel zur digitalen Order oft nicht möglich, was für uns doppelte Arbeit bedeutete. Gut funktioniert haben die Kollektionen, die über Joor liefen – aber überall, wo persönliche Termine möglich waren, haben wir sie auch gemacht.
Denn das größte Problem ist ja die Darstellung – selbstverständlich gibt es gute Fotos, aber die sagen noch lange nicht, ob es eine weiche oder harte Jeansqualität ist. Das Problem kennt man aus dem Onlinehandel, nur tragen wir als Einkäufer eine viel größere Verantwortung, uns nimmt ja niemand 100 Tage die Ware zurück.

Hast Du bestimmte Trends geordert?

Ehrlich gesagt habe ich den Eindruck, dass die Keylooks der nächsten Saison denen der abgelaufenen sehr ähnlich sind. Das wird die Konsumenten nicht stören, besonders, wenn man das im Einkauf gut ausgleicht: andere Farben ordert, andere Blumenmuster bestellt.

Welche Kollektionen haben euch begeistert?

Lis Lareida zum Beispiel, Red Valentino hat uns sehr gefallen, Peserico hat stark an der Kollektion gearbeitet. Man hatte den Eindruck, dass einige Marken die Zeit wirklich genutzt haben, um ihre Stärken herauszuarbeiten und noch besser zu werden.

Und die anderen?

Von denen trennt man sich jetzt einfacher. Wir sind im Einkauf durchaus noch vorsichtig, denn ich glaube gewisse Konsequenzen der Corona-Pandemie werden wir erst mit Verzögerung spüren, vieles erst Ende des Jahres. Bei uns in Luzern hat Bucherer gerade 170 Stellen gestrichen… Solche Realitäten muss man einfach einbeziehen. Für uns heißt das, dass wir noch viel konsequenter sind, wenn Kollektionen nicht gut sind oder die Zusammenarbeit mit einer Marke keinen Spaß macht. Je schwieriger die Rahmenbedingungen, umso wichtiger ist uns, dass die Partnerschaft stimmt, dass die Zusammenarbeit von Loyalität geprägt ist, dass man Support bekommt und dass die Marken liefern können.

Gutes Stichwort – wie ist der Auslieferungsstand bei den Herbst-/Winterkollektionen?

Normalerweise bekommen wir Ende Juni, Anfang Juli viele Mails, ob die Hersteller schon liefern dürfen – von denen gab es diese Saison spürbar weniger (lacht). Alles, was aus den USA geliefert werden sollte, ist ganz schwierig, die italienischen Lieferanten haben gut begonnen, jetzt ist aber Lieferstopp wegen Ferragosto, was ich in diesem besonderen Jahr nicht erwartet hätte. Wenn wir von einer italienischen Komplettkollektion die Konfektion schon geliefert bekommen haben, die Blusen aber erst nach dem Sommerurlaub produziert werden, dann funktioniert das für uns nicht. Wir kaufen ja Outfits ein und verkaufen auch Outfits – unsere Kundin wartet nicht bis in den Oktober auf die passende Bluse.

Abschließend noch kurz: Ihr habt mit The Corner einen neuen Laden mit Top-Designern eröffnet. Eine mutige Entscheidung in diesen Zeiten.

Ja, das hören wir von vielen Seiten. Andererseits, um es mit den Worten unseres Vaters zu sagen: Es ist einfacher, in einen Zug einzusteigen, der im Bahnhof steht als auf einen aufzuspringen, der fährt.

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