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Yasmin Bal | „Kind, such dir ein Hobby!“

Yasmin Bal | „Kind, such dir ein Hobby!“

Yasmin Bal

… riet ihr ihre Mutter, als Yasmin Bal 15 Jahre alt war. Ihre ersten Berührungspunkte mit Social Media kamen über Youtube und Instagram. Ab 2020 folgte dann unter dem Pseudonym ezgiyasminbal der Durchbruch auf Tiktok. Heute folgen über 560.000 Menschen der Tochter eines türkischen Vaters und einer ukrainisch-russischen Mutter durch ihren persönlichen, entwaffnend ehrlichen, bewusst polarisierenden und gleichzeitig zumeist blendend gelaunten Content. Dass dahinter ein KPI-getriebenes Business steckt, das die heute 19-Jährige zur erfolgreichen Jungunternehmerin gemacht hat, erkennt man erst auf den zweiten Blick.

Interview: Stephan Huber. Text: Isabel Faiss. Fotos: Yasmin Bal

Yasmin, du scheust dich nicht, auf Social Media auch sehr persönliche Themen, Konflikte und Ängste anzusprechen. Gleichzeitig kreierst du Fashion und Make-up-Tutorials. Was kommt bei deinen Followern besser an?

Die intensiveren Kommentare und Rückmeldungen erreichen mich definitiv zu den persönlichen Themen. Das sind meistens Nachrichten von Leuten, die sich für meine Offenheit bedanken und mir ihre Geschichten erzählen. Das ist für alle Seiten schwierig, man zeigt seine Verletzlichkeit und macht sich angreifbar. Wenn ich das Feedback bekomme, dass ich ein Safe Place bin, ist das für mich das größte Kompliment. Viele sind Teenager, die das Gefühl haben, auf meinem Kanal eine Auszeit von ihrem eigenen Alltag und den Problemen zu erleben.

Für deinen Job gibt es (noch) keine klassische Definition geschweige denn eine Ausbildung. Wie oft begegnest du dem Vorurteil, Influencer sei keine richtige Arbeit?

Social Media Content Creator ist ein Job wie jeder andere. Es erfordert eine enorme Disziplin. Die vielen Stunden, die ich in die Vor- und Nachbereitung stecke oder damit verbringe, immer wieder neuen Content zu gestalten, sieht man ja nicht. Dazu kommt, für mich ganz besonders wichtig, die Kommunikation mit meiner Community. Und ich bespiele nicht nur eine Plattform, sondern mehrere gleichzeitig. Wenn ich einen Tag lang keine Videos poste, weiß ich, dass ich gerade meinen Job nicht mache. Es ist echt harte Arbeit, denn man muss alles planen – auch um eine Storyline zu haben.

Wenn du als Unternehmen einen Influencer engagieren würdest, nach welchen Faktoren und KPIs würdest du auswählen?

Zuerst anhand der Insights, denn Zahlen sind Key. Daten wie Länder, Altersgruppe und Geschlecht kann man bei Tiktok und Instagram leicht einsehen. Für mich zählen aber andere Faktoren noch mehr als demografische Daten. Ich merke an der Reaktion meiner Community, welche Themen sie begeistern, bei welchen Werten wir uns einig sind und was auch kontrovers diskutiert wird. Früher haben Menschen auf Social Media nicht über Persönliches geredet. Erst durch die Pandemie und Tiktok hat sich das geändert, dass sie ihren Gedanken freien Lauf lassen. Das Echtsein ist seitdem der größte Wert in unserer Branche. Wenn eine Person wie eine leere Hülle auftritt und man nichts substanziell über sie erfährt, dann ist keine Identifikation und damit eigentlich auch keine Interaktion möglich. Aber genau darum geht es letztlich.

Yasmin Bal
„Die Reaktionen meiner Community zeigen mir jeden Tag, wie wichtig die Persönlichkeit eines Influencers ist, denn das ist es, was die Leute sehen wollen“, sagt Yasmin Bal, die keine Scheu hat, sich zu öffnen.
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